Stillen ist ein ganz besonderes und persönliches Thema für mich. So oft habe ich angefangen diesen Beitrag zu schreiben und den dann wieder gelöscht. Ich muss im Voraus sagen – jede Mama ist anders und jedes Baby ist anders. Auch bei jedem meiner 3 Kinder war unsere Stillbeziehung anders.
Der perfekte Start
Als ich mit Erik schwanger war, wurde es mir klar, dass ich mein Baby stillen möchte. Ich habe sehr viel darüber gelesen – Ratgeber, Internet-Seiten, Blogs. Ich wollte bestens vorbereitet sein. Natürlich wusste ich damals nicht, ob alles klappt und wie es sich wohl anfühlen wird – mein Kind zu stillen, jeden Tag und jede Nacht. Nach einer ewig langen Geburt, wurde Erik mir gleich an die Brust gelegt. Ich spürte trotz Müdigkeit endlose Liebe, das war wie ein Wunder für mich.
In den ersten Tagen habe ich Erik so oft wie möglich angelegt und schon am zweiten Tag kam die Milch. Das war für uns der perfekte Start. Und obwohl ich mich körperlich nicht so gut fühlte, war ich froh, dass es mit dem Stillen geklappt hat. Ich stillte nach Gefühl, am Anfang stillte ich ca. alle 1,5-2 Stunden. Das war so selbstverständlich, so einfach, so natürlich. Als wir schon zu Hause waren, hatte ich einen Milchstau. Autsch! Ich hatte sogar Fieber und dachte, dass es wohl das Ende des Stillens für uns war. Aber bei einem Milchstau muss man ja trotz Schmerz weiter stillen. Warmes Duschen, Stillpositionen-Wechsel und richtiges Anlegen halfen, nach ein paar Tagen war die Krise vorbei. Die Welt war wieder in Ordnung.
Ich liebte diese besondere Nähe zum Baby beim Stillen und fühlte mich als Still-Mama schon immer sehr wohl. Ich habe Erik damals überall gestillt – auf einem Mittelalterfest, auf einer Messe, in jedem Cafe und Restaurant, am Flughafen.
Schon bald kam die nächste Herausforderung – ich musste 3-4 Stunden täglich in China an der Uni sein und Milch abpumpen. So viele Sorgen habe ich mir gemacht, dass ich zu wenig Milch abpumpe oder dass mir die Milch nach dem Abpumpen für das Baby nicht mehr reicht. Aber das Angebot passt sich der Nachfrage an, das ist ja das Besondere am Stillen. Es hat funktioniert und ich habe weiter gestillt.
Da Erik nicht so gerne Beikost gegessen hat, stillte ich ihm sehr lange nach jeder Mahlzeit. Erst mit ca. 1 Jahr klappte es sein Mittagessen komplett zu ersetzen. Außerdem waren wir ja in China und ich wollte ihm dort keine Folgemilch kaufen. Plötzlich und unerwartet stillte ich ihm viel länger als gedacht. Erst mit 16 Monaten habe ich versucht ihn ohne Brust ins Bett zu bringen. Und es hat geklappt! Plötzlich schlief er auch die Nächte durch. Morgens wurde er noch bis 18 Monate gestillt, ich konnte einfach nicht loslassen. Hier muss jede Mutter für sich selber entscheiden, wann sie abstillen möchte, auf niemanden hören und sich nicht unter Druck setzen lassen.
Wenn das Baby nicht trinken will
Nach der Geburt von Emelie mussten wir in der Kinderklinik bleiben. Dort wurde sie mir für die Untersuchungen oft weggenommen und hat eine Flasche bekommen ohne dass ich das wusste. Ich habe sie immer wieder angelegt und sie wollte nicht die Brust nehmen, sie wollte nicht trinken. Ich habe gedacht, dass sie wohl noch keinen Hunger hat, schließlich schlief sie ja viel und war zufrieden. Ich wusste nicht, dass sie von Anfang an sich an die Flasche gewöhnt hat.
Am zweiten Tag haben die Schwestern mir gezeigt, wie ich die Fläschchen mit Pre-Milch warm machen soll. Vielen Dank auch! Ich habe es irgendwie akzeptiert, jedes Kind ist ja anders. Von der anderen Seite wollte ich für das Stillen kämpfen – ich versuchte mit Stillhütchen zu stillen und mit einer Elektropumpe meine Milch abzupumpen. 2 Tage lang gab ich ihr meine abgepumpte Milch. Und am 5. Tag habe ich am Abend ihr keine Flasche mehr gegeben. Ich hatte einen Milcheinschuss und wollte sie stillen. Die ganze Nacht habe ich dafür gekämpft und sie immer wieder angelegt bis sie einen Hunger bekommen hat und richtig aus der Brust getrunken hat. Seit dieser Nacht hat es geklappt. Hätte ich meine positive Stillerfahrung mit Erik nicht gehabt, hätte ich das wahrscheinlich nicht geschafft, Emelie zu stillen. Im Krankenhaus bekommt man leider nicht immer die richtige Hilfe.
Aber es lohnt sich für das Stillen zu kämpfen! Für mich war das auf jeden Fall so. Wir hatten 11 wunderschöne Monate Stillbeziehung. Emelie wollte nicht so oft gestillt werden, wie Erik. Zum Einschlafen wollte sie einen Schnuller haben und mit 9 Monaten schlief sie durch. Auch den Brei hat sie wunderbar gegessen, wir haben eine Mahlzeit nach der anderem ersetzt, wie im Ratgeber steht. Eigentlich wollte ich sie länger stillen, sie wollte aber selber nicht mehr. An einem Wochenende waren wir unterwegs und sie wollte keine Brust mehr.
Stillen trotz Schmerzen
Mit dem dritten Kind sollte ja das Stillen schon von alleine klappen? Pustekuchen! Jedes Mal als ich Eden angelegt habe, hatte ich schreckliche Schmerzen. Es waren Nachwehen, die normalerweise bei jedem weiteren Kind stärker wurden. Bei mir waren die Schmerzen mit Geburtswehen vergleichbar. Und keine Frau will nach einer Geburt gleich nochmal die Geburtswehen erleben. Ich weinte beim Stillen. Ich hatte Angst Eden anzulegen. Ich versuchte jede Mahlzeit hinauszuzögern. Im Krankenhaus habe ich sogar eine Schmerztablette bekommen, was ich generell beim Stillen vermeiden wollte. Dazu hatte Eden schon Hunger und die richtige Milch war noch nicht da. Ich hatte zum ersten Mal wunde Brustwarzen.
Am dritten Tag durfte ich nach Hause. Die Milch kam, Eden schmatzte gierig an der Brust, doch die Schmerzen wurden davon sogar schlimmer. Also fuhren wir in die Apotheke, Lanolin-Salbe, MAM-Kompressen, Stilltee und (vom Arzt empfohlenes) Schmerzmittel bitte. MAM-Kompressen retteten meinen Tag. Ich habe eine halbe Schmerztablette genommen und endlich mal in Ruhe gestillt. Und es fühlte sich richtig an, ich wusste dass ich für das Stillen wieder kämpfen muss. Am nächsten Tag habe ich es auch ohne Schmerzmittel geschafft. Ich konzentrierte mich auf Eden und stillte weiter. Wir waren sogar ein bisschen unterwegs. Und obwohl ich gute zwei Wochen gebraucht habe um komplett schmerzfrei stillen zu können, haben wir es geschafft. Nun stille ich ihn seit 4,5 Monaten und genieße das Stillen so lange ich kann. An den schmerzhaften Anfang kann ich mich kaum noch erinnern.
Ich stille schon seit insgesamt 33,5 Monaten meines Lebens, aber das war auch für mich nicht immer einfach. Nein, meine Kinder haben keine besonderen Abwehrkräfte und ich habe mich schon oft wie eine Milchfabrik gefüllt. Stillen ist eine große Herausforderung, körperlich und geistlich. Aber das ist auch wunderschön, intuitiv und natürlich. Für mich persönlich war das wichtig. Ich bin sehr dankbar, dass ich meinen 3 Kindern diese Stillmomente erlebt habe…
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